Wer springt durch die Hecke und kennt die besten Verstecke? Wer kennt jedes Tier, ja Waldpiraten, das sind wir!
Nach diesem Spruch ziehen wir (16 Kinder und zwei Leiterinnen) jeden zweiten Samstag für zwei Stunden los, um unsere Umgebung zu erkunden: den Wald, die Streuobstwiese, die Nussbaumallee und den Bach.

Nun laden wir auch Sie ein, mit uns auf Forschungsreise zu gehen und zu entdecken, was wir im Wald entdeckt haben. Wir erkundeten verschiedene Bäume, manche mit Blättern, andere mit Nadeln, manche mit Zapfen dran, andere mit langen Ästen, kleine Bäume, hohe Bäume und dazwischen 15 aufgeweckte Waldpiraten und zwei Kapitäne.
„Was sind denn Bucheckern? An welchem Baum wachsen die?“ „Hier ist ein Tier, schaut es mal an, ich brauche schnell eine Becherlupe!“, „Warum sollen wir denn DREI(!!!) Minuten ganz still unter einem Baum sitzen?“ „Boah, ich habe dabei ganz viel gehört: Laub rascheln, die Blätter, Vögel, Kinderlachen, Autolärm…“ „Wir haben hier eine Igelhöhle gebaut, und hier können die Igel dann spielen, das ist der Igelkindergarten“, „unsere Höhle ist nun fertig, wir haben auch einen Kühlschrank reingebaut“ – „Wo ist eure Höhle? Ich kann sie gar nicht sehen? Das hier, unter dem vielen Laub, und wo ist der Eingang? Das sieht ja gemütlich aus!“[…] Das waren einige Sätze, die wir im Wald hörten.

Die Kinder wuchsen als Gruppe zusammen und entdeckten immer neue Sachen, die ihnen gefielen. Ein großes Highlight im Wald ist unsere sogenannte „Sandrutsche“. Dort geht es einen Sandhügel hinunter und die Kinder machen dort Purzelbäume, rutschen vorwärts, rückwärts, kullernd, kugelnd und mit einem großen Lachen, das man selbst in der größten Staubwolke erkennen kann.
Am Buß- und Bettag trafen wir uns nachmittags im Wald, sammelten Stöcke und schnitzten diese. Denn in einem benachbarten Garten entzündeten wir ein Lagerfeuer und machten Stockbrot und Würstchen. Das war ein tolles Erlebnis, im Dunkeln gemeinsam am Feuer zu stehen, den Flammen zu zusehen und gemütlich zu essen.
Im November waren unsere Waldpiraten kleine Igel, die wir im Laub eingruben und die sich für den Winter vorbereiteten. Bei der anschließenden Laubschlacht konnte kein Igel mehr schlafen und alle machten mit.

Im Sommer waren wir am Bach. Wir entdeckten die Kröten, die dort lebten, fanden eine Wasserschlange und liefen ein Stück im Bach spazieren. Manchmal standen wir im flachen Wasser, manchmal ging es uns bis zum Knie, aber welcher Pirat hat schon Angst vor Wasser? Wir machten alle mit, obwohl es ziemlich matschig und glibberig war. Anhand der Tiere, die wir im Wasser entdeckten, bestimmten wir die Wasserqualität und mussten leider feststellen, dass unser Bach sehr verschmutzt ist. Wir bauten noch einen Staudamm und eine Brücke, dann war auch diese Stunde schon wieder vorbei und die Piraten durften sich daheim erst einmal gründlich waschen.

Wir erlebten auf der Streuobstwiese die Jahreszeiten hautnah mit. Wir standen inmitten lauter weißer und rosa Blüten und überlegten, welcher Baum wohl im Herbst welches Obst tragen wird. Wir lernten, wie aus der Blüte ein Apfel wird und auch, warum Brennnessel und Spitzwegerich nützliche Gefährten sind. Beim Spiel „Wer hat Angst vor der Brennnessel?“ wurde diese Theorie vertieft.
Die Brennnessel (1-2 Kinder) ruft: „Wer hat Angst vor der Brennnessel?“ Die anderen Kinder antworten: „Niemand“ Brennnessel: „Und wenn sie aber brennt?“ Kinder: „Dann holen wir Spitzwegerich“ und dann versucht die Brennnessel die Kinder zu fangen. Außerdem aßen wir ein selbstgefaltetes Brennnesselbonbon, kosteten Brennnesseltee und als sich der ein oder andere doch mal brannte, holten die anderen Spitzwegerich, zerkauten diesen und legten ihn dann auf die brennende Stelle. So wurde jeder Pirat sofort verarztet und konnte weiterspielen.
Im Sommer kletterten die Kinder in die Krone der Bäume und genossen die Aussicht. Wer es alleine nicht hochschaffte, wurde von den anderen Piraten unterstützt. Außerdem entdeckten wir ganz viele Grashüpfer und schauten sie in der Becherlupe genauer an. Da gab es grüne und braune, große und kleine.
Das große Highlight auf der Streuobstwiese gab es im September. Wir lasen die Äpfel auf, wuschen sie, zerschnitten sie und pressten dann gemeinsam Apfelsaft. Jedes Kind fand schnell eine Aufgabe, die ihm gefiel und so konnten wir richtig viel Saft pressen und ihn beim anschließenden „Obstfest“ mit den Eltern genießen. Im November besuchten wir die Obstwiese zum letzten Mal in diesem Jahr und legten mit dem heruntergefallenen Laub, Ästen und den übrig gebliebenen Äpfeln Naturmandalas und Bilder, ganz modern gesagt, gab es „Landart“ bei uns zu bestaunen.
Im Frühsommer wanderten wir mit unserem Ortsgruppenvorsitzenden und „obersten Altpiraten, Thomas Herpich, zur Nussbaumallee, die der BN hier gepflanzt hat. Wir erfuhren, dass die Bäume schon einiges mitgemacht haben, weil jemand sie dort nicht haben wollte und sie alle umgebrochen hatte, doch die Bäume waren stark und stehen nun seit 20 Jahren an Ort und Stelle und hatten viele Nüsse dranhängen.

Wir fanden auch einen 100jährigen Nussbaum. In dem durften die Kinder schaukeln, die Ameisen untersuchen, die den Stamm hochkletterten und die Hügel, die um den Baum herum waren, herunterkullern. Zur Nussernte trafen wir uns wieder dort. Wir sammelten viele Nüsse, zählten 100 Stück ab um zu sehen, wie alt unser Freund schon ist, spielten „Nuss-in-den-Eimer-werfen“ und „Nusslaufen“. Die Kinder waren fleißig und am Ende durfte jeder einen kleinen Eimer Nüsse mit nach Hause nehmen.
Wir segeln noch nicht einmal ein Jahr durch die Theilheimer Natur und haben schon so viel mit den Waldpiraten erlebt. Ganz dem Motto der JBN „Dreckig aber glücklich“ kommen wir mit einem Lächeln nach Hause- nicht immer ganz sauber, aber mit tollen Erlebnissen im Rucksack.
dieser Bericht ist erstmal im „Netz“, Ausgabe Frühjahr/Sommer 2019, der Mitgliederzeitschrift der BN Kreisgruppe Würzburg, erschienen.